Sun City
Las Vegas des südlichen Afrikas, Sündenpfuhl, Disneyland – Sun City kennt viele Bezeichnungen. Die Stadt ist keine Stadt im eigentlichen Sinne, sondern ein einziger riesiger Vergnügungskomplex, der etwa 140 Kilometer von Pretoria und 160 Kilometer von Johannesburg entfernt liegt. Jahr für Jahr zieht es Millionen von in- und ausländischen Touristen in eine der vier Hotelanlagen der Kunststadt – täglich sind es etwa 25.000 Besucher. Hier erwarten sie Superlative in allen Bereichen: In einem der größten Spielkasinos der Welt kann man sein Glück finden, in einem der besten Hotels der Welt kann man residieren, auf einem der besten Golfplätze der Welt kann man seinen Abschlag perfektionieren. Alles wirkt gigantisch, perfekt – und übertrieben. Wo sonst findet man schon einen 18-Loch-Golfplatz, der wie ein Vergnügungspark im Wüstenstil entworfen wurde und einen Krokodilteich mit lebenden Nilkrokodilen beherbergt?
Noch vor einigen Jahren waren es vor allem die nackten Tänzerinnen und das Glücksspiel, die unzählige Besucher nach Sun City lockten. Unangefochtener Touristenmagnet ist heute jedoch die „Lost City“, ein 1992 eröffneter Hotel- und Freizeitkomplex der Extraklasse, eine künstliche versunkene Stadt, die in der Realität nie existierte. Allein schon die Fassade der „Lost City“ imponiert mit in künstliche Felsen eingemeißelten Figuren, einem riesigen steinernen Elefanten, der den „Tempel der Schöpfung“ bewacht, mit Vulkanausbrüchen auf dem Lavapfad und Erdbeben auf der „Brücke der Gezeiten“.
Innerhalb der „Lost City“ gibt es einen 25 Hektar großen, künstlich angelegten tropischen Regenwald mit 10.000 Orchideenarten, Wasserläufen und dem mit 16 Metern höchsten künstlichen Wasserfall der Welt. Besonderen Badespaß verspricht die „Roaring Lagoon“ mit tonnenweise herbeigeschafftem, feinen weißen Sand und künstlich erzeugten Wellen, auf denen sogar gesurft werden kann. Das authentische Afrikagefühl in dieser Kunstwelt verbreiten Lautsprecher, aus denen Tierlaute dringen. Das Zentrum der „Lost City“ ist jedoch „The Palace“, der Palast, eines der besten Hotels der Welt mit einer Eingangshalle wie eine Kathedrale.
Wer genug hat von all der Künstlichkeit, auf den warten Wildlife und Abenteuer vor den Toren der „Stadt“. Wobei auch dieses Erlebnis alles andere als natürlich ist: In den 1980er Jahren wurde ein Gebiet abgesperrt, umzäunt und die ursprünglichen Bewohner umgesiedelt. Stattdessen setzte man dort die für Touristen interessantesten Tiere aus. Die heute angebotenen, geführten Wildlife Trails führen also mitnichten durch echte Wildnis, sondern nur durch eine andere Art Vergnügungspark – 100% malariafrei, wie die Veranstalter versichern.